Schiffskatzen by Detlef Bluhm

Schiffskatzen by Detlef Bluhm

Autor:Detlef Bluhm
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-09-08T22:00:00+00:00


OSCAR

Als unbezwingbarste Seefestung des Zweiten Weltkrieges galt ein Schlachtschiff von imposanten Ausmaßen: über 250 Meter lang und 36 Meter breit. Mehr als 2 000 Seeleute leisteten Dienst auf dem Koloss aus Stahl, der eine Höchstgeschwindigkeit von gut 30 Knoten, das sind fast 60 km/h, erreichte. Bei seinem Stapellauf am 14. Februar 1939 wurde die Wunderwaffe der deutschen Kriegsmarine nach dem Eisernen Kanzler auf den Namen Bismarck getauft. Anderthalb Jahre später wurde das zu dieser Zeit größte und kampfstärkste Schlachtschiff der Welt in Dienst gestellt. Am Morgen des 19. Mai 1941 verließ die Bismarck den Hafen von Gotland mit Kurs auf den Nordatlantik, um dort britische Handelsschiffe und deren Geleitschutz anzugreifen. Seine zwanzig Meter langen Geschützrohre konnten Ziele in knapp vierzig Kilometern Entfernung zerstören.

Mit an Bord: Oscar, ein schwarzer Kater mit weißem Kragen und unbekannter Herkunft. Wir wissen buchstäblich nichts über sein Alter oder seine Abstammung. Wir wissen nicht einmal, wie er an Bord des Schlachtschiffes gelangt ist. Kein Logbucheintrag, kein Tagebuch, kein Brief gibt Auskunft darüber, ob sich der Gotländer Hafenkater heimlich an Bord geschlichen oder ob ihn ein Matrose im Seesack eingeschmuggelt hat. Wir wissen aber genau, dass Oscar zu den wenigen Glücklichen zählt, die den Untergang der Bismarck überlebten.

Am 26. Mai 1941 starteten mehrere Jagdflugzeuge vom britischen Flugzeugträger Ark Royal, um die Bismarck anzugreifen. Ein einziger Treffer reichte aus, die Ruderanlage des Schlachtschiffes zu zerstören. Am nächsten Morgen nahmen vier britische Kriegsschiffe die manövrierunfähige Bismarck unter Beschuss. Um 10:39 Uhr versank das Traumschiff der germanischen Kriegsmaschinerie. 50 000 Tonnen Stahl landeten in 4 800 Metern Tiefe auf dem Meeresboden. 2 104 Mann der Besatzung fanden den Tod, nur 116 konnten gerettet werden. Oscars Schicksal bei dieser Schiffskatastrophe hat uns der polnische Schriftsteller und Militärhistoriker Janusz Piekalkiewicz in seinem Buch Seekrieg 1939 – 1945 überliefert: »Einige Stunden später kreuzt der Zerstörer Cossack dieses Gewässer auf seiner Heimfahrt. Da entdeckt einer der Seeleute zwischen Trümmern und Leichen die auf einem Brett schwimmende Katze. Der Zerstörer stoppt, und man holt das vor Kälte zitternde, triefend nasse Tier an Bord. Der Kater erhält den Namen Oscar.«

Es kommt einem Wunder gleich, dass Oscar das Seekriegsinferno überlebte. Vermutlich haben sich die Matrosen des britischen Zerstörers sehr über ihre erfolgreiche Rettungsaktion gefreut. Denn eine Katze auf dem Schiff bedeutete in Kriegszeiten mehr als nur einen nützlichen Mäusefänger an Bord zu haben. Eine Katze konnte wenigstens für kurze Zeit ablenken vom unerbittlichen Kriegsgeschäft, das Tag und Nacht das Leben der Besatzung bedrohte. Im Vergleich zur Bismarck war die Cossack ein überschaubares Boot mit lediglich 190 Mann Besatzung. Nach Oscars Rettung nahm der Zerstörer Kurs Richtung Mittelmeer auf. Dort wird es Oscar gefallen haben. Die See war ruhig, und die Sonne schien fast den ganzen Sommer über am wolkenlosen Himmel. Auch der Besatzung wird es im Mittelmeer gut ergangen sein, denn im Sommer 1941 hatte das Schiff keine Feindberührung.

Im milden Herbst 1941 aber tauchte am 24. Oktober das deutsche U-Boot U 563 in der Nähe der Cossack bei Gibraltar auf – jedoch nicht im Wortsinn. Es fuhr unentdeckt in Sehrohrtiefe und feuerte seine Torpedos auf den feindlichen Zerstörer ab.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.